Jemandem, der früher gelegentlich mal einen Gin-Tonic trank, kann es heute passieren, dass er sich verwundert die Augen reiben muss: Gin ist derzeit vielleicht so populär wie nie! Es scheint inzwischen geradezu zum guten Ton zu gehören, ein Gin-Tasting im Freundeskreis zu veranstalten, gelehrte Fachsimpelei natürlich inklusive. Denn Gin ist nicht mehr einfach nur Gin.
Allen Sorten ist zwar neben ihrem aus Kohlenhydraten gebranntem Alkohol eines gemeinsam – die Wacholderbeere – doch darüber hinaus lässt sich der Geschmack von Gin mit der Hilfe weiterer Botanicals in die unterschiedlichsten Richtungen entwickeln. Sehr beliebt sind zum Beispiel Zitrusfrüchte und ihre Schalen, Blüten oder Gewürze.
Einige Destillen schwören dabei auf die regionale Herkunft der Zutaten, anderen kann es gar nicht exotisch genug sein. Weit über hundert verschiedene Zutaten werden bereits heute zur Aromatisierung des Gins eingesetzt, und diese Liste kann immer nur länger werden, da vermutlich jeden Morgen mindestens ein kreativer Ginhersteller mit einer neuen Idee erwacht.
Wie viele potenzielle Möglichkeiten es tatsächlich gibt, einen Gin herzustellen, alleine, wenn man nur einmal die schier unendlichen Kombinationsmöglichkeiten der Zutaten bedenkt und dazu noch die verschiedenen Qualitäten der Rohwaren und unterschiedliche Herstellungsmethoden in Betracht zieht, kann allerhöchstens ein Mathematiker entscheiden. Um damit auf die eingangs gestellte Frage zurückzukommen: Es gibt Tausende von Gins auf der Welt, und es kommen jeden Tag neue Sorten hinzu. Allein in Deutschland sollen über tausend verschiedene Gins produziert werden. Und wer hätte gedacht, dass auch Island zu den Ginherstellern gehört und dass Norwegen Preise für den weltweit besten Gin abräumt?
Aber vielleicht ist es auch gar nicht wichtig, zu wissen, wie viele Gins es auf der Welt gibt. Es ist wie mit Büchern. So wie man niemals alle wird lesen können, so kann man bereits heute nicht mehr alle Gins verkosten. Das ist traurig und schön zugleich.